Studie
Hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT) verlängert Telomere und reduziert Immun-Seneszenz: prospektive Studie
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Kernaussage
Nach 60 HBOT-Sitzungen (2 ATA, 100 % O₂, 90 min pro Sitzung, 3× 5-min Luftpausen) zeigten ältere, gesunde Erwachsene > 20 % längere Telomere in T-Helfer-, T-zytotoxischen, NK- und B-Zellen. Zugleich sanken seneszente T-Zellen (CD28-negative CD4⁺/CD8⁺) signifikant, u. a. −37,3 % bei T-Helferzellen. Effekte wurden zu Sitzung 30, 60 und 1–2 Wochen nach Therapieende gemessen. Aging-USPMC
Warum ist das relevant?
Telomerverkürzung und Zell-Seneszenz sind Kernmerkmale des Alterns. Die Studie zeigt erstmals beim Menschen, dass ein standardisiertes HBOT-Protokoll diese Marker in isolierten Blutleukozyten messbar verbessert – ein potenzieller Ansatz zur zellulären Verjüngung ohne Medikamente. PMC
Studiendesign
Typ & Setting
Design: Prospektive, einarmige Prä-Post-Interventionsstudie
Ort: Shamir (Assaf-Harofeh) Medical Center / Sagol Center for Hyperbaric Medicine and Research, Israel
Publikation: Aging (Albany NY), 18. Nov 2020; 12(22):22445–22456; DOI 10.18632/aging.202188; PMID 33206062. PubMed
Teilnehmende & Zeitpunkte
Eingeschlossen: 35 unabhängig lebende Erwachsene ≥ 64 J.
Analysiert: 30 beendeten HBOT; Telomere n = 25, Seneszenz n = 20 (Qualität/Cell Count).
Blutabnahmen: Baseline, Sitzung 30, Sitzung 60, 10–14 Tage nach HBOT. Aging-US
HBOT-Protokoll (konstant)
60 Sitzungen in ~3 Monaten (5×/Woche), 2 ATA, 100 % O₂, 90 min, 3× 5 min Luftpausen; Multiplace-Kammer (Starmed-2700, HAUX). Keine Lebensstil-/Medikationsänderungen erlaubt. Aging-US
Messmethoden (Kurz & verständlich)
Telomerlänge (RTL): Flow-FISH (Dako PNA/FITC-Kit), Subsets: CD3⁺/CD4⁺, CD3⁺/CD8⁺, CD3⁺/CD56⁺, CD19⁺. Ergebnisse als relative Telomerlänge vs. Kontrollzelllinie TCL-1301. Aging-US
Immun-Seneszenz: CD28-negative T-Helfer (CD3⁺CD4⁺CD28⁻) und T-zytotoxische Zellen (CD3⁺CD8⁺CD28⁻) via Durchflusszytometrie (Miltenyi). CD57 stand nicht als Bestätigungsmarker zur Verfügung. Aging-US
HIF-1α: Intrazelluläre Färbung zur Plausibilisierung der hyperoxisch-hypoxischen Antwort. Aging-US
Ergebnisse
Telomerlänge (relative Änderung vs. Baseline)
B-Zellen: +25,7 % (S30; p=0,007), +29,4 % (S60; p=0,0001), +37,6 % (Post; p=0,007); innerhalb-Gruppe signifikant (RM-ANOVA p=0,017). Aging-US
T-Helferzellen: +21,7 % (S30; p=0,042), +23,7 % (S60; p=0,012), +29,3 % (Post; p=0,005); Trend in RM-ANOVA (p≈0,06). Aging-US
T-zytotoxische Zellen: +24,1 % (S60; p=0,0019), +19,6 % (Post; p=0,023). Aging-US
NK-Zellen: +20,6 % (S60; p=0,013); Post +22,2 % (p=0,06). Aging-US
Immun-Seneszenz (CD28-null-Anteil)
T-Helfer: −37,3 % (Post; p<0,0001); S30 −19,7 % (p=0,09), S60 −11,7 % (p=0,20); RM-ANOVA p=0,01. Aging-US
T-zytotoxisch: −12,2 % (S30; p<0,0001), −9,8 % (S60; p=0,002), −11,0 % (Post; p=0,0004); RM-ANOVA p=0,018. Aging-US
Biologische Plausibilität
HIF-1α stieg bis Sitzung 60 signifikant an (10,5 → 19,7; p=0,006) und normalisierte sich teilweise 2 Wochen nach HBOT – konsistent mit der hormetischen Anpassungsreaktion auf wiederholte Hyperoxie. Aging-US
Interpretation (einfach erklärt)
Telomer-Verlängerung > 20 % in mehreren Lymphozytensubtypen ist für Lebensstil-Interventionen untypisch stark (typisch 0–5 % in Studien zu Training/Diät) – HBOT hebt sich hier deutlich ab. Aging-US
Senolytischer Effekt: Der Rückgang CD28-negativer T-Zellen spricht für weniger alternde/„erschöpfte“ Immunzellen – potenziell relevant für Infektabwehr und Entzündungs-Balance im Alter. Aging-US
Zeitverlauf: Viele Effekte sind bereits bei Sitzung 30 sichtbar und bleiben 1–2 Wochen nach HBOT bestehen (v. a. B-Zellen-Telomere; T-Helfer-Seneszenz). Aging-US
Limitationen (transparent)
Kein Kontrollarm (einarmig) und modeste Fallzahl (Ausfall/Qualität n reduziert).
Nur Blut-Leukozyten analysiert (keine Organsysteme).
CD57 nicht verfügbar (Seneszenzmarker-Bestätigung).
Langzeit-Persistenz der Effekte unklar (Follow-up 10–14 Tage). Aging-US
Praktische Implikationen
Gesundes Altern: HBOT könnte Immun-Fitness und zelluläre Resilienz verbessern.
Protokoll-Design: Effekte peaken teils um Sitzung 30 – künftige Studien können Dosis-/Zeitkurven optimieren.
Monitoring: Flow-FISH und Immunphänotypisierung liefern messbare Biomarker für Personalisierung. Aging-US
Was bedeuten „längere Telomere“ praktisch?
Längere Telomere deuten auf bessere Replikations-Kapazität und geringere „biologische Abnutzung“ hin; sie sind mit günstigeren Alterungs-Outcomes assoziiert. (Hintergrund im Volltext/Einleitung) Aging-US
Ist HBOT damit eine Anti-Aging-Therapie?
Die Daten sind vielversprechend, aber nicht endgültig: Es fehlt ein Kontrollarm und Langzeit-Follow-ups. Randomisierte Studien müssen klären, wie stark und wie lange die Effekte anhalten. Aging-US
Autoren
Yafit Hachmo; Amir Hadanny; Ramzia Abu Hamed; Malka Daniel-Kotovsky; Merav Catalogna; Gregory Fishlev; Erez Lang; Nir Polak; Keren Doenyas; Mony Friedman; Yonatan Zemel; Yair Bechor; Shai Efrati
Publikations Details
Publikation:
Aging (Albany NY), 2020; Band 12, Heft 22;
Seiten:
22445-22456
DOI:
10.18632/aging.202188
PubMed ID:
33206062
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