Studie
Hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT) verändert die Genaktivität bei Senior*innen: prospektive Studie
HBOT (60 Sitzungen) verändert bei Senior*innen das Blut-Transkriptom stark (1.912 Gene). Nach 2 Wochen bleiben 19 Gene, u. a. ABCA13. Kurzzeitig dominanter, teils anhaltender Effekt.
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Kernaussage
Bei gesunden älteren Erwachsenen führte ein 3-monatiges HBOT-Programm (60 Sitzungen, 2 ATA, 100 % O₂) zu breiten Veränderungen der Genexpression im Blut. Direkt nach der 60. Sitzung waren 1.912 Gene signifikant verändert (1.342 hoch-, 570 herunterreguliert). Zwei Wochen nach Behandlungsende blieben 19 Gene signifikant verändert; darunter zeigte ABCA13 eine bestätigte, deutliche Herunterregulation. Aging-US
Warum ist das wichtig?
Alterung hängt mit veränderten Genprogrammen (Transkriptom) zusammen, z. B. bei Entzündung, oxidativem Stress und mitochondrialen Prozessen. HBOT erzeugt gezielte Hyperoxie-Impulse, die als „hyperoxisch-hypoxisches Paradox“ beschrieben werden und Regenerations- und Reparaturwege anstoßen können. Diese Studie liefert direkte Human-Daten, dass HBOT solche Programme messbar moduliert. Aging-US
Studiendesign
Studientyp und Setting
Design: Prospektive, einarmige Prä-Post-Interventionsstudie
Ort: Shamir (Assaf-Harofeh) Medical Center / Sagol Center for Hyperbaric Medicine and Research, Israel
Zeitraum: 2016–2020 (Rekrutierung/Untersuchungen), Publikation am 24.11.2021
Registrierung: Teil einer größeren Alters-Kohorte am Shamir Medical Center (NCT02790541) Aging-US
Teilnehmende
Zunächst eingeschlossen: 35 unabhängige, gesunde Erwachsene ≥ 64 Jahre
Für die Analyse: 30 beendeten das HBOT-Protokoll; für die Transkriptom-Analyse lagen 27 auswertbare Blut-RNA-Datensätze vor (Flowchart/Table 1)
Durchschnittsalter: 70,4 ± 3,7 Jahre; 51,9 % männlich
Wichtige Ausschlüsse: Malignom (Vorjahr), unkontrollierter Diabetes (HbA1c > 8 %), schwere Niereninsuffizienz (GFR < 30), Immunsuppression, aktive pulmonale Erkrankungen, kürzliche HBOT, Rauchen u. a. Aging-US
HBOT-Protokoll
Sitzungen: 60 Behandlungen in ~3 Monaten (5×/Woche)
Druck / Gas: 2 ATA, 100 % O₂, 90 Minuten pro Sitzung
Luftpausen: alle 20 Minuten O₂ je 5 Minuten Luft
Kammer: Multiplace (Starmed-2700, HAUX, DE)
Konstant: Keine Anpassungen von Lebensstil/Medikation während der Studie erlaubt Aging-US
Proben und Messzeitpunkte
Blutentnahmen (Nüchtern, Vollblut in Tempus™-Röhrchen):
Baseline,
zweite Baseline-Kontrolle (nach 60–100 Tagen),
Tag der 60. Sitzung,
10–14 Tage nach Abschluss
(Im Abstract zusätzlich erwähnt: Entnahme auch zur 30. Sitzung.) Aging-USPubMed
Transkriptom-Analytik
Plattform: Affymetrix Clariom S (≈ 22.000 annotierte Gene)
Auswertung: Normalisierung (RMA), limma (empirisches Bayes), FDR-Kontrolle (Benjamini–Hochberg)
Signifikanzkriterium: p < 0,01 (FDR-korrigiert)
Validierung: RT-qPCR für ABCA13 (Korrelation Mikroarray vs. qPCR: r = 0,782; p < 0,0001) Aging-US
Ergebnisse
1) Direkt nach der 60. Sitzung vs. Baseline
Differenziell exprimierte Gene (DEGs): 1.912
↑ Hochreguliert: 1.342
↓ Herunterreguliert: 570
Top-Gene (Fold-Change > 1,5; alle ↓):
ABCA13 (−2,28), DNAJC6 (−2,16), RANBP17 (−1,75), HBG2/HBG1 (−1,56), PDXDC1 (−1,53)Visualisierung: Volcano-Plot zeigt breite Verschiebung der Expression gegenüber Baseline (Figure 2 im Volltext). Aging-US
2) Zwei Wochen nach HBOT vs. Baseline
DEGs: 19 (11 ↑ / 8 ↓)
ABCA13 bleibt signifikant herunterreguliert (−1,54, p = 0,008)
Validierung: RT-qPCR bestätigt ABCA13-Befund (r = 0,782)
Hinweis: Aufgrund der geringen Zahl signifikanter Gene war keine belastbare Funktions-/Pfad-Anreicherung möglich. Aging-US
3) Überlappung der Zeitpunkte
Neun Gene waren sowohl am Tag 60 als auch 2 Wochen danach verändert (Overlap-Tabelle im Volltext); ABCA13 zeigte als einziges Gen einen anhaltenden Effekt > 1,5-fach. Aging-US
Interpretation (einfach erklärt)
HBOT greift in Alterungs-Programme ein: Direkt nach der Behandlungsserie verändert sich das Transkriptom breit und messbar.
Kurzfristige Normalisierung: Viele Effekte gehen innerhalb von zwei Wochen wieder zurück – ein Teil bleibt bestehen (z. B. ABCA13).
Biologische Plausibilität: Frühere Arbeiten zeigen HBOT-Effekte auf Gefäße, Entzündung und Reparatur. Diese Studie liefert die genetische/Transkriptom-Ebene als fehlendes Bindeglied. Aging-US
Praxis-Relevanz
Anti-Aging & Prävention: HBOT könnte gezielt zelluläre Reparatur- und Stress-Programme modulieren.
Monitoring: Transkriptom-Analysen können helfen, Responder-Profile zu identifizieren.
Nächste Schritte: Randomisierte, kontrollierte Studien (mit Kontrollgruppe) und längere Nachverfolgung sind nötig, um dauerhafte Effekte und klinische Endpunkte (z. B. Kognition, Frailty) zu klären. Aging-US
Grenzen der Studie (transparent)
Kein Kontrollarm (einarmiges Prä-Post-Design)
Kohortengröße für Omics-Analysen eher klein (n = 27 auswertbar)
Matrix: Nur Vollblut-Transkriptom; Gewebe-spezifische Effekte bleiben unklar
Kurzfristige Nachbeobachtung (10–14 Tage) für Persistenz-Analyse Aging-US
Autoren
Amir Hadanny; Relly Forer; Dina Volodarsky; Malka Daniel-Kotovsky; Merav Catalogna; Yonatan Zemel; Yair Bechor; Shai Efrati
Tags
HBOT, Hyperbare Sauerstofftherapie, Genexpression, Transkriptom, Anti-Aging, Senioren, ABCA13, 2 ATA, Prospektive Studie, Aging Journal
Publikations Details
Studientyp:
Prospektive, einarmige Interventionsstudie (Prä-Post)
Publikation:
Aging (Albany NY), 2021; Band 13, Heft 22
Teilnehmer:
35 eingeschlossen; 30 beendeten HBOT; 27 in der RNA-Analyse
Ort:
(Assaf-Harofeh) Medical Center, Zerifin, Israel (Sagol Center for Hyperbaric Medicine and Research)
Seiten:
DOI:
PubMed ID:
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